1. Eiris sâzun idisi
2. Dolorosa
3. Vogala
4. Palästinalied (f. Hannah Wagner)
5. Wutrich
6. Die Zeit geht nicht
7. Lied der Freiheit (MMXVIII)
8. Ghequetst
9. Ich minne sinne (f. Hannah Wagner)
10. Ghaselen des Dschelal-eddin Rumi
Eiris sâzun idisi
Erste Merseburger Zauberspruch – Die Merseburg-er Zaubersprüche wurden in einer theologischen Handschrift des 9./10. Jahrhunderts entdeckt. Die zwei Zauberformeln sind in althochdeutscher Sprache niedergeschrieben. Sie nehmen Bezug auf Themen und Figuren der vorchristlichen germanischen Mythologie. Der Erste Merseburger Zauberspruch gilt gemeinhin als ein Lösezauber von Fesseln eines Gefangenen Kriegers. English wiki
Sprüche – Lateinische Weisheiten, u.a. aus dem Buch Adagia von Desiderius Erasmus von Rotterdam (c. 1466-1536), er war ein bedeutender Gelehrter des Renaissance-Humanismus. English wiki
Eiris sâzun idisi, sâzun hêra duoder
suma haft heftidun, suma heri lêzidun
Eiris sâzun idisi, sâzun hêra duoder
suma haft heftidun, suma heri lêzidun
suma clûbodun umbi cuniowidi
insprinc haftbandun, infar wîgandun
tempora labuntur
omnia mutantur
Eiris sâzun idisi, sâzun hêra duoder
suma haft heftidun, suma heri lêzidun
suma clûbodun umbi cuniowidi
insprinc haftbandun, infar wîgandun
libertas, veritas
virtute et armis
ad lucem, unitas
morior invictus
libertas quae sera tamen
verbatim et literatim
sapientia et virtus
honestas ante honores
sub specie aeternitatis
dulce bellum inexpertis
honor virtutis praemium
post tenebras spero lucem
tempora labuntur
omnia mutantur
libertas, veritas
virtute et armis
Eiris sâzun idisi, sâzun hêra duoder
suma haft heftidun, suma heri lêzidun
suma clûbodun umbi cuniowidi
insprinc haftbandun, infar wîgandun
libertas quae sera tamen
verbatim et literatim
sapientia et virtus
honestas ante honores
Dolorosa
Stabat mater – Das Stabat mater (nach dem Gedichtanfang Stabat mater dolorosa, lat. für ‚Es stand die Mutter schmerzerfüllt‘) ist ein mittelalterliches Gedicht aus den 13. Jahrhundert. Die Verfasserschaft ist ungeklärt. English wiki
Die werelt is der lichtecheide – Hendrik van Veldeke (geb. vor 1150; gest. zwischen 1190 und 1200) ist in Deutschland zumeist als niederländisch-deutscher Dichter des 12. Jahrhunderts bekannt und stammte aus einem adligen Geschlecht, das in der Nähe von Maastricht seinen Sitz hatte. English wiki
Stabat mater dolorosa
Iuxta crucem lacrimosa
dî werelt is der lichtecheide
al te rûmelîke balt.
harde cranc is here geleide,
dat der minnen dût gewalt.
des bin ich getrôst dî mêre
dat dî nîdegen mich nîden.
nît ende alle bôse lêre
mûte hen dat herte snîden
Dû men der rechter minnen plach,
dû plach men ouch der êren.
nû mach men beide nacht ende dach
dî bôse seden lêren.
Stabat mater dolorosa
Iuxta crucem lacrimosa,
Dum pendebat filius.
Dum pendebat filius.
dî lôsheit dî men wîlen scalt,
dî is versûnet over al.
bôse seden werden alt,
dat ons lange weren sal.
Eia mater fons amoris,
Me sentire vim doloris
Fac ut tecum lugeam.
Fac ut tecum lugeam.
Virgo virginum praeclara,
Mihi iam non sis amara,
Fac me tecum plangere.
Fac me tecum plangere.
wê dit nû sît ende dat dû sach,
owê wat dê nû clagen mach!
undoget wele sich mêren,
doget sich verkêren.
Vogala
Hebban olla vogala nestas – Anonym (ersten Viertel des 12. Jahrhunderts, Rochester), Altniederländisch. Diese altniederländischen und lateinischen Zeilen stehen in einer mittelalterlichen Handschrift, die sich heute in der Bodleian Library in Oxford befindet. Die deutsche Übersetzung; ‚Haben alle Vögel Nester begonnen, außer ich und du, was warten wir nun?‘ English wiki
Hebban olla vogala nestas hagunnan hinase hic enda thu wat unbidan we nu
Palästinalied
Nu allerst lebe ich mir werde – Walther von der Vogelweide (c. 1170-c. 1230). Das Palästinalied ist das einzige Werk Walthers, welches vollständig mit einer Melodie überliefert wurde. In poetischer Form thematisiert diese mittelalterlichen deutschen Sangversdichtung die Teilnahme an einem Kreuzzug. Ob Walther persönlich an einem Kreuzzug teilgenommen und jene Orte selbst vor Augen gehabt hat, kann nicht mit Gewissheit gesagt werden. English wiki
De Exequiis Ordo – Rituale Romanum (1614). Gebet für an der Grabstätte. Aus das liturgische Buch der Feiern nach dem Römischen Ritus der katholischen Kirche. English wiki
Nu allerst lebe ich mir werde,
sît mîn sündic ouge siht
daz reine lant und ouch die erde
der man sô vil êren gibt.
mirst geschehen des ich ie bat,
ich bin kommen an die stat
dâ got mennischlîchen trat.
Schoeniu lant rîch unde hêre,
swaz ich der noch hân gesehen,
sô bist duz ir aller êre:
waz ist wunders hie geschehen!
daz ein magt ein kint gebar
hêre über aller engel schar,
waz daz niht ein wunder gar?
Hie liez er sich reine toufen,
daz der mensche reine sî.
dô liez er sich hêrre verkoufen,
daz wie eigen wurden frî.
anders waeren wir verlorn:
wol dir, sper, kriuz unde dorn!
wê dir, heiden! deist dir zorn.
Deus, cui proprium est misereri semper et parcere, te supplices exoramus pro anima famuli tui, quam hodie de hoc saeculo migrare jussisti: ut non tradas eam in manus inimici, neque obliviscaris in finem; sed jubeas eam a sanctis Angelis suscipi, et ad patriam Paradisi perduci: ut quia in te speravit et credidit,non poenas inferni sustineat, sed gaudia aeterna possideat. Per Christum Dominum nostrum. Amen.
Hinnen four der sun zer helle
von dem grabe, dâ er inne lac.
des was ie der vater geselle
und der geist, den niemen mac
sunder scheiden: êst al ein,
sleht und ebener danne ein zein,
als er Abrahâme erschein.
In diz lant hât er gesprochen
einen angeslîchen tac.
dâ diu witwe wirt gerochen
und der weise klagen mac
und der arme den gewalt,
der dâ wirt an ime gestalt.
wol im dort, der hie vergalt!
Mirst geschehen des ich ie bat,
ich bin kommen an die stat
dâ got mennischlîchen trat.
Wutrich
Von ainem wutrich der hiess Trakle waida von der Walachei – Gedicht über die Untaten von Vlad (III.) Tepes ‘der Pfähler’, dem Fürsten der Walachei. Michael Beheim (1420-späte 1470er Jahre), war ein Schriftsteller, der an vielen Höfen seiner Zeit, u.a. auch am Kaiserhof in Wien, wirkte. English wiki
Atacul de noapte […] – Rumänische Erzählungen über Vlad Țepes. English wiki
Kazıklı bey – “kazıklı“, Pfähler + “bey“, türkischer Herrschertitel, gleichbedeutend mit dem arabischen Titel amīr. English wiki
Societas nostra draconica seu draconitarum – Der Drachenorden (rum. Ordinul Dragonului) war ein 1408 gegründeter katholischer Adelsorden. Der Drache wurde auch im Woiwodensiegel geführt. English wiki
Atacul de noapte – Kazıklı bey
Trasul în țeapă – Kazıklı bey
Tortură sadică – Kazıklı bey
Prințul Țepeș – Kazıklı bey
Den aller grosten wutrich und
tirannen, den ich ye erkund
auf aller diser erden,
Under des weiten himelsring
seit her das dy welt aneving,
macht nie kain poser werden :
Von dem so wil ich tichten.
er was Trakel waida genant,
und Walachei dasselbig lant
stund under seinen pfichten.
Pământul pârjolit – Kazıklı bey
Voievodul Valahiei – Kazıklı bey
Tortură sadică – Kazıklı bey
Prințul Țepeș – Kazıklı bey
Sein reigement furt er mit grauss,
ain grass geslech liess er als auss
prennen und gancz veraisten,
Spissen und schaiden von dem leib,
alt und iunk, gross, klain, man und weib –
vom mynsten pis zum maisten.
In dorffer, vesten und äch stet,
dy er dann ubereilet het,
dy liess er all verprennen,
Dar zu gedrait und waz er vant
liess er auch prennen alles sant,
tilken, storen und trennen.
Er waz sein lust und gab im mut
wann er sach swenden menschen plut;
wenn er dy gwonhait hete,
Das er sein hend darinnen zwug,
wann man im zu den tische trug
wann er sein malzeit tete.
Societas nostra Draconica seu Draconitarum
Conducator temut – Kazıklı bey
Semnul dracului – Kazıklı bey
Pământul pârjolit – Kazıklı bey
Prințul Țepeș – Kazıklı bey
Die Zeit geht nicht
Die Zeit geht nicht – Gottfried Keller (1819-1890) war ein Schweizer Dichter und Politiker. Seine erste Gedichtsammlung verhalf ihm zu einem Stipendium in Zürich. Ab 1848 studierte Keller in Heidelberg Geschichte, Philosophie und Literatur. In 1850 lebte er in Berlin und danach wieder in Zürich als freier Schriftsteller. Von 1861 bis 1876 war er Erster Staatsschreiber des Kantons Zürich, danach widmete er sich nur noch seinen literarischen Arbeiten. English wiki
Die Zeit geht nicht, sie stehet still,
Wir ziehen durch sie hin;
Sie ist ein Karavanserai,
Wir sind die Pilger drin.
Ein Etwas, form- und farbenlos,
Das nur Gestalt gewinnt,
Wo ihr drin auf und nieder taucht,
Bis wieder ihr zerrinnt.
Es blitzt ein Tropfen Morgentau
Im Strahl des Sonnenlichts;
Ein Tag kann eine Perle sein
Und ein Jahrhundert nichts.
Die Zeit geht nicht, sie stehet still,
Wir ziehen durch sie hin;
Sie ist ein Karavanserai,
Wir sind die Pilger drin.
Es ist ein weißes Pergament
Die Zeit und jeder schreibt
Mit seinem roten Blut darauf,
Bis ihn der Strom vertreibt.
An dich, du wunderbare Welt,
Du Schönheit ohne End,
Auch ich schreib meinen Liebesbrief
Auf dieses Pergament.
Froh bin ich, daß ich aufgeblüht
In deinem runden Kranz;
Zum Dank trüb ich die Quelle nicht
Und lobe deinen Glanz.
Es ist ein weißes Pergament
Die Zeit und jeder schreibt
Mit seinem roten Blut darauf,
Bis ihn der Strom vertreibt.
Die Zeit geht nicht, sie stehet still,
Wir ziehen durch sie hin;
Sie ist ein Karavanserai,
Wir sind die Pilger drin.
Lied der Freiheit
Maltho thi afrio litho – Lex Salica (anfang 6. Jahrhunderts), Altniederfränkisch. Die Lex Salica (Pactus Legis Salicae, dt. Salisches Recht) wurde 507–511 auf Anordnung des Merowingerkönigs Chlodwig I. verfasst. English wiki
Lied der Freiheit – Aus der Sammlung Lyrische Gedichte. Johannes Aloisius Blumauer (1755-1798) war ein österreichischer Schriftsteller in der Zeit der Aufklärung. English wiki
Maltho thi afrio litho
Wer unter eines Mädchens Hand
Sich als ein Sklave schmiegt,
Und von der Liebe festgebannt,
In schnöden Fesseln liegt,
Weh dem! der ist ein armer Wicht,
Er kennt die gold’ne Freiheit nicht.
Weh dem! der ist ein armer Wicht,
Er kennt die gold’ne Freiheit nicht.
Maltho thi afrio litho
Wer sich um Fürstengunst und Rang
Mit saurem Schweiß bemüht,
Und eingespannt sein lebelang,
Am Pflug des Staates zieht.
Weh dem! der ist ein armer Wicht,
Er kennt die gold’ne Freiheit nicht.
Weh dem! der ist ein armer Wicht,
Er kennt die gold’ne Freiheit nicht.
Wer um ein schimmerndes Metall
Dem bösen Mamon dient,
Und seiner vollen Säcke Zahl
Nur zu vermehren sinnt!
Weh dem! der ist ein armer Wicht,
Er kennt die gold’ne Freiheit nicht.
Weh dem! der ist ein armer Wicht,
Er kennt die gold’ne Freiheit nicht.
Weh dem! der ist ein armer Wicht
Wer unter eines Mädchens Hand
Sich als ein Sklave schmiegt,
Und von der Liebe festgebannt,
In schnöden Fesseln liegt,
Weh dem! der ist ein armer Wicht,
Er kennt die gold’ne Freiheit nicht.
Weh dem! der ist ein armer Wicht,
Er kennt die gold’ne Freiheit nicht.
Doch wer dies alles leicht entbehrt,
Wornach der Thor nur strebt,
Und froh bei seinem eignen Heerd
Nur sich, nie Andern lebt,
Der ist’s allein, der sagen kann:
Wohl mir, ich bin ein freier Mann!
Der ist’s allein, der sagen kann:
Wohl mir, ich bin ein freier Mann!
Weh dem! der ist ein armer Wicht
Wer ist’s allein, der sagen kann?:
Wohl mir, ich bin ein freier Mann!
Wer ist’s allein, der sagen kann?:
Wohl mir, ich bin ein freier Mann!
Maltho thi afrio litho
Ghequetst
Ghequetst ben ic van binnen – aus dem Buch ‘Souterliedekens’, veröffentlicht am 12. Juni 1540 in Antwerp, Belgien. English wiki
Ghequetst ben ic van binnen,
doer wont mijn haert soe seer,
die strael van haere mijnnen
stoert mijn hoe langher hoe meer.
U gunst heeft mijn ghetoeghen,
ghebroecht in swaer verdriet,
nu slaet op mijn u oghen,
mijn lijde druck aensiet.
Een hart vervolt mit lijden
drach ic tot u sertein,
het roept tot allen tijden:
och waer ic mit u alleijn!
Recht als een roes ontloken,
soe staet mijn hoep nae dij;
had ic u lief ontloken,
mijn hart dat waer soe vrij.
Dat hart van u noed mi te gast,
ic wijl betaelen mijn ghelach,
daer in te leggen heb icket ghepast,
ghij sijt alleen die mijn troest gheven mach.
Const ic u gunst vergheten,
soe waer ic schier ghesont:
maer neen, ghij hebt beseten
soe vast mijns hertsen gront.
Ghequetst ben ic van binnen,
doer wont mijn haert soe seer,
die strael van haere mijnnen
stoert mijn hoe langher hoe meer.
Ich minne sinne
Ich minne sinne – Reinmar von Hagenau (unknown-c. before 1210). Seine Person ist urkundlich nicht belegt, jedoch sind unter seinem Namen in verschiedenen Liederhandschriften Minnelieder, Tageliedreflexionen, Frauenlieder sowie die so genannte „Witwenklage“ überliefert. Reinmars Minnelieder werden sowohl inhaltlich als auch formal als herausragende Beispiele des hohen Minnesangs angesehen. English wiki
Oder: Ich minne sinne – Walther von der Vogelweide (c. 1170-c. 1230). English wiki
Ich minne, sinne, lange zît:
versinne Minne sich,
wie si schône lône mîner tage.
nû lône schône: dêst mîn strît:
vil kleine meine mich,
niene meine kleine mîne klage,
unde rihte
grôz unbilde,
daz ein ledic wîp
mich verderbet
gar âne schulde.
zir gesihte
wird ich wilde,
mich enhabe ir lîp
fröide enterbe,
noch ger ich ir hulde.
wære mære stæter man,
sô solte, wolte si, mich an
eteswenne denne ouch sehen,
sô ich gnuoge fuoge kunde spehen.
wære mære stæter man,
sô solte, wolte si, mich an
eteswenne denne ouch sehen,
sô ich gnuoge fuoge kunde spehen.
Ich minne, sinne, lange zît:
versinne Minne sich,
wie si schône lône mîner tage.
nû lône schône: dêst mîn strît:
wære mære stæter man,
sô solte, wolte si, mich an
Ghaselen des Dschelal-eddin Rumi
Aus dem Buch Ghaselen des Dschelal-eddin Rumi – in der Übersetzung von Friedrich Rückert, 1819. – Jalal ad-Din Muhammad Rumi (1207-1273) war ein persischer Sufi-Mystiker, Gelehrter und einer der bedeutendsten persischsprachigen Dichter des Mittelalters. Nach ihm ist der Mevlevi-Derwisch-Orden benannt. Das Ghasel oder die Ghasele ist eine lyrische Gedichtform, die bereits in vorislamischer Zeit auf der Arabischen Halbinsel entstanden ist. English wiki
Wohl endet Tod des Lebens Not,
Doch schauert Leben vor dem Tod.
Das Leben sieht die dunkle Hand,
Den hellen Kelch nicht, den sie bot.
Du laß ihn sterben in der Nacht,
Und atme frei im Morgenrot.
Höchste Liebe, wo du thronest,
laß vor deinem Throne knien
Meine schönsten, ewig deinem
Thron geweihten Melodien!
Laß sie danken, laß sie beten,
laß sie fragen, laß sie flehn;
As-salamu alaykum.
Wa-Alaikum-Salaam.
La ilaha illallah.
Allah Yarhamuhu.
Wo, Volkstrachten ausgezogen,
Stammabzeichen abgelegt,
Schmelzen Kastenunterschied’
in deinen ew’gen Harmonien;
Wo ist, der ein Stern auf Erden
mir aus deiner Höh’ erschien?
As-salamu alaykum.
Wa-Alaikum-Salaam.
La ilaha illallah.
Allah Yarhamuhu.